Zur öffentlichen Diskussion

von | Okt 27, 2015

Psychedelika und Entaktogene sind wahrlich keine Spielzeuge. Jeder, der solche Substanzen zu sich nimmt, geht ein gewisses Risiko ein. Aber sie sind weniger gefährlich, als allgemein angenommen und bei sachgerechter und vorsichtiger Anwendung sind weder körperliche Schäden geschweige denn tödliche Zwischenfälle zu befürchten, wenn es keine entsprechenden psychischen und physischen Vorerkrankungen gibt. Auch der jahrelange Gebrauch von solchen psycholytischen Hilfsmitteln in einem verantworteten Maße und Umfang lässt diesen Rückschluss nicht zu.

In den vergangenen Jahren ist es zweimal zu tragischen Zwischenfällen gekommen (Gruppentherapiesitzung von Garry R. [2009] und Gruppentherapiesitzung von Heilpraktikern [2015]). Die öffentliche Wahrnehmung des Themas ist verständlicherweise durch fehlende Differenzierung und Polemik geprägt. Doch ist die psychedelische Therapie tatsächlich aufgrund des angeblich verleugneten immensen Gefahrenpotenzials ein nicht zu rechtfertigendes Verfahren, welches Menschen zu willenlosen Schafen macht oder sogar tötet?

In den USA streben die Wissenschaftler von MAPS gemeinsam mit den Behörden eine Legalisierung der MDMA-gestützten Therapie an. Die Forscher konnten in mehr als 1.300 MDMA gestützten Therapiesitzungen vor und nach der Prohibition von keinem einzigen Fall berichten, in dem durch die fachlich korrekte Anwendung der Methode eine Bedrohung für die Gesundheit der Betroffenen bestanden hätte. Das, was diese Therapie – neben einer möglichen Fehlanwendung natürlich – wirklich zu etwas Gefährlichem werden lässt, ist die aktuelle Drogenpolitik. Ihre direkten Folgen sind nicht nur die gesellschaftliche Ächtung eines sinnvollen Gebrauchs von Drogen überhaupt, es sind vor allem die Herstellung und der steigende Konsum von zahllosen unerforschten Research-Chemicals, deren Wirkungsweisen überhaupt nicht erfoscht sind und welche auch im Zusammenhang mit Unglücksfällen stehen. Die am besten erforschten Substanzen sind bis dato die illegalen Psychoaktiva MDMA, LSD und Psilocybin. Über diese Stoffe wurde bereits viel geforscht und es gibt ein wachsende medizinisches Wissen sowohl über den möglichen Nutzen als auch potentielle Gefahren und Nebenwirkungen. Durch das Versuch, die Verbote zu umgehen, werden auch die unerforschten Substanzen eingesetzt, um wenigstens in diesem Graubereich der Legalität bleiben zu können. Die Angst vor Verfolgung und Bestrafung tragen dazu bei, dass professionelle Standards fehlen und so die Risiken für Gesundheitsschäden der Anwender steigen.

Dennoch haben viele Menschen die psychedelische Therapie am eigenen Leib und Seele erfahren. Einige outen sich deshalb, ungeachtet des Risikos eventuell für sie entstehender Nachteile. Die aktuellen Unglücksfälle haben nichts mit der Methode als solches zu tun, sondern sind eher im unglücklichen Zusammenspiel oben genanter Faktoren in einer jahrzehntelangen Entwicklung zu suchen. Es ist dringend an der Zeit, dass sich etwas ändert. Aber eben nicht im Sinne von mehr Repression, Ächtung und Verfolgung, sondern in Form einer redlichen Diskussion mit wissenschaftlichem Anspruch.